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Wie lebt es sich mit der Schuld, einen anderen Menschen getötet zu haben? Mit der Schuld, ein blühendes Leben zerstört, einer jungen Frau den Verlobten, den Eltern den geliebten Sohn für immer genommen zu haben? Was im Frieden unter der höchstmöglichen Strafe steht, das Töten, das soll im Krieg erlaubt, ja eine patriotische Pflicht sein? Das sind die Fragen, um die 1925 das Theaterstück L’homme que j’ai tué des Franzosen Maurice Rostand kreist und die Ernst Lubitsch in seiner großartigen Adaption Broken Lullaby dem Publikum stellt. Ein junger Franzose, der den Weltkrieg überlebt hat, bricht fast zusammen unter der Last der Schuld – und so macht er sich im Herbst 1919 auf den Weg in die Heimatstadt des deutschen Musikstudenten, den er auf dem Schlachtfeld tödlich verwundet hatte. Er will den alten, verzweifelten Eltern des Toten seine Schuld gestehen und sie um Verzeihung bitten. Stattdessen lernt er in der Stadt, deren ehrenwerte Gesellschaft am Stammtisch weiter vom Krieg und vom Hass auf die Franzosen schwadroniert, die Braut des Toten kennen und lieben. Meisterhaft gelingt es Lubitsch hier eine Balance zu schaffen zwischen einerseits dem etwas weihevollen Pazifismus, dem schweren Pathos und den sentimentalen Anteilen der Geschichte und andererseits der immer wieder aufblitzenden Ironie, dem Humor und der doch erstaunlichen Leichtigkeit seiner Inszenierung. Zum Schluss kommt es zu einer Verwandlung ganz eigner Art und einer Versöhnung, die den Schmerz der Schuld, der Erinnerung und des Verlustes zu lindern verspricht und einem neuen Leben zugewandt ist. Ein Wunder. Wir zeigen eine Kopie des Österreichischen Filmmuseums. (ps)