Samstag, 22. November 2025, 18.00 Uhr
Chemi Bebia
Meine Großmutter

Ende der 1920er Jahre drehte der Theaterschauspieler Kote Mikaberidze in den Studios von Goskinprom Gruzii in Tiflis ein in seiner Rasanz, Scharfsinnig- und Maßlosigkeit einzigartiges Werk. Mikaberidze verbindet Realaufnahmen mit Animationen, blendet Bilder übereinander, kippt die Kamera mal vertikal, mal horizontal, seine Schauspieler*innen lässt er Charleston tanzen.
In Chemi Bebia begibt sich ein junger Verwaltungsangestellter auf die Suche nach der titelgebenden Großmutter, nachdem er aufgrund der Anfertigung einer Karikatur gefeuert wurde. Mit „Bebia“ („Großmutter“) ist jedoch keine Familienangehörige gemeint, sondern ein korrupter ranghoher Beamter, der gegen Bestechung seinen Einfluss für den Angestellten gelten machen könnte. Bürokratie im Leerlauf. In der Satire Chemi Bebia dreht sich die Bürokratie nur noch um sich selbst – und löst sich schließlich auf.
Noch vor seinem Erscheinen wurde Chemi Bebia verboten. Mikaberidzes Film konnte erst 1967 in Moskau uraufgeführt werden. Die Slawistin Denise Youngblood sieht in dem Film ein „example of eccentrism and a catalog of the avant-garde’s film techniques during Soviet cinema’s golden age“, aber warnt zugleich die Zuschauer*innen vor einem Bildrausch, „sixty-five minutes of this barrage of bizarre images“ (The Moving Image, 2010). (sa)
Heleen Gerritsen ist seit 2025 Künstlerische Leiterin der Stiftung Deutsche Kinemathek. Zuvor leitete sie goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden
Chemi Bebia
- Georgische SSR 1929
- DCP
- OmeU
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R: Kote Mikaberidze, B: Siko Dolidze, K: Anton Polikevich, Vladimir Poznan, D: Aleksandre Takaishvili, Bella Chernova, Evgeniy Ovanov, 61‘