Daleká cesta
The Long Journey
CSR 1948, R: Alfréd Radok, K: Josef Strecha, M: Jirí Sternwald, D: Blanka Waleská, Otomar Krejca, Eduard Kohout, Viktor Ocásek, 108’ · 35 mm, OmeU
Der erste Spielfilm über das „Vorzeige-Konzentrationslager“ Theresienstadt, das die internationale Öffentlichkeit über die wahren Absichten der Nationalsozialisten täuschen sollte. Radok, dessen jüdischer Vater in Terezín ermordet worden war, erzählt die melodramatische Liebesgeschichte zwischen der jüdischen Ärztin Hanna und ihrem nichtjüdischen Kollegen Antonín und entwirft dabei einen Bogen vom wachsenden Antisemitismus nach der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei über die Deportation und das zermürbende Leben in Theresienstadt bis zur Befreiung des Lagers. Radok kontrastiert Dokumentarmaterial aus Wochenschauen und Sequenzen aus Nazifilmen mit expressionistisch-surrealen Spielszenen, die das Konzentrationslager als „absurde Welt des Todes, als Zwischenreich der Unwirklichkeit zwischen der Realität von Prag und dem Nichts von Auschwitz“ (Hanno Loewy, Schwarze Ironie der Frühe, 2012) erscheinen lassen. Auch ideologisch weit entfernt von den Anforderungen des Sozialistischen Realismus wurde der Film als „existentialistisch“ und „formalistisch“ gebrandmarkt und verschwand nach kurzer Laufzeit für 40 Jahre in Archiven. (jr)
FR 19.06. um 21 Uhr + SA 20.06. um 19 Uhr