Direkt zum Seiteninhalt springen

Am Flügel: Peter Gotthardt + Einführung: Philipp Stiasny

Von Hamburg aus werden junge Mädchen unter falschem Vorwand von Europa nach Südamerika verschifft und landen dort im Bordell. Der Chef der Frauenhändler heißt Plümowski (Albert Steinrück) und führt nach außen eine bürgerliche Existenz. Als er jedoch seinen Kumpanen Plüsch (Ernst Deutsch) übervorteilt, nimmt dieser Rache und verfrachtet Plümowskis Tochter nach Rio de Janeiro.

Die Faszination, die das Exotische, das Unbekannte und Fremde ausüben, ist im Kino häufig verbunden mit einer Mischung aus Angst und Lust, mit Neugier, Vorurteilen und dem Gefühl der Überlegenheit. Das gilt auch für die Faszination, mit der deutsche Filmemacher in den 1920er Jahren auf Brasilien schauen. So handeln zahlreiche Filme vom transatlantischen Frauenhandel, die meisten Filme sind heute jedoch verschollen. Umso erfreulicher ist die Wiederentdeckung von Das Frauenhaus von Rio, dessen überliefertes Filmmaterial für diese Retrospektive vom Bundesarchiv-Filmarchiv konservatorisch gesichert wurde und nun eine zweite Premiere feiert. Der vom Internationalen Komitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels protegierte Film wurde in der Presse besonders für seine herausragenden Hauptdarsteller gelobt. Das Frauenhaus von Rio lief mit Erfolg im In- und Ausland, was wohl ein Grund dafür war, die dem Film zugrunde liegende Geschichte von Norbert Jacques, der seit den 1910er Jahren mehrfach nach Brasilien reiste und heute vor allem für seine Doktor-Mabuse-Romane berühmt ist, 1949/50 unter dem Titel Export in blond erneut zu verfilmen. (ps)