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Das Traumhaus

Das Traumhaus BRD 1980, R: Ulrich Schamoni, B: Wolfgang Menge, K: Igor Luther, M: Peter Herbolzheimer, D: Horst Frank, Judy Winter, Jochen Schroeder, Leslie Malton, Kika Mol, Jakobine Engel, 113’ · DigiBeta FR 20.05. um 18.30 Uhr + SO 22.05. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel Vier junge Leute – idealistisch, aber auch etwas weltfremd – haben eine alte West-Berliner Villa in ihr Traumhaus verwandelt. Der Garten wirkt verwildert, dient aber – samt Nutzvieh – der Versorgung der Bewohner, und der zum Teich umfunktionierte Swimmingpool biologischen Studien. Bedroht wird die Idylle von einer Architektin und Bauspekulantin, die in dem Viertel einen Kahlschlag plant, um dort ein großes Projekt zu verwirklichen. Als weißer Ritter erweist sich ein Industriekapitän und Ingenieur, nebenher Ex-Liebhaber der Dame und – was er lange Zeit nicht weiß – Vater einer der Villenbewohnerinnen. Mit modernster Technik saniert er das Gebäude ökologisch vorbildlich, worüber es allerdings immer mehr zu seinem Traumhaus und zum Alptraum für die bisherigen Bewohner wird. Fünf Jahre nach Chapeau claque drehte Ulrich Schamoni seinen nächsten Film wieder in seinem eigenen Haus in Grunewald, das auch schon 1969 in Wir – zwei als Kulisse gedient hatte. Das Traumhaus, seine teuerste und aufwendigste abendfüllende Produktion, sollte sein letzter Kinofilm sein (den der Koproduzent WDR allerdings beharrlich als „Fernsehfilm“ bezeichnete). Entnervt von den in der Bundesrepublik inzwischen herrschenden Produktionsbedingungen wandte Schamoni, der 1965/66 mit Es den ersten Kassenerfolg des Jungen Deutschen Films geschaffen hatte, sich verstärkt neuen Medien wie Videotext, kommerziellem Radio und Fernsehen zu. Der Versuch, hochaktuelle, damals heftig umkämpfte Themen wie Umweltschutz, Bauspekulation und die Suche nach alternativen Lebensformen erklärtermaßen in einem Märchen zu behandeln, stieß bei vielen Kritikern auf wenig Gegenliebe: So sprach Wolfgang Würker in der Frankfurter Allgemeinen vom 12.9.1980 von „Papas neuem Kino“ und HS sah in der Frankfurter Rundschau vom 5.9.1980 Schamoni bei „Opas verlogenem Familienkino der 50er Jahre“ angekommen. Hingegen meinte Jörg Bundschuh in der Süddeutschen Zeitung vom 9.9.1980: „Trotz der Suche nach dem großen Publikum ist Das Traumhaus ein sehr persönlicher, ein junger, vor allem aber ein ungekünstelt humorvoller Film geworden.“ Hans-Jürgen Jagau nannte ihn in der alternativen Stadtzeitung Zitty (19/80) „ein gelungenes Werk, das viele Leute erreichen und zum Nachdenken und Reden anregen wird, gerade weil er nicht realistisch und nicht agitatorisch sein will.“ Und Dieter Strunz resümierte in der Berliner Morgenpost vom 3.9.1980 gelassen: „Zu den gegenwärtig aktuellen und vieldiskutierten Themen hat Schamoni für die Kinoleinwand keinen Leitartikel beigesteuert, sondern ein Mischding aus Reportage und Feuilleton, mit hübschen Gags, ein bißchen tragikomisch, mit viel Berlin und dem passenden Tonfall.“ (gym)