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Einführung: Philipp Stiasny

Das 1939 zu Kriegsbeginn initiierte Rundfunkprogramm „Wunschkonzert für die Wehrmacht“ war eines der erfolgreichsten NS-Medienprodukte. Vordergründig als Unterhaltungssendung angelegt, suchte das Radiospektakel gezielt die Kluft zwischen Heimat- und Kriegsfront einzubetonieren und den Volkskörper per Volksempfänger zu konsolidieren: Übertragen wurde auf allen Reichssendern, gespielt ausschließlich Musikwünsche von Wehrmachtssoldaten und ihren Angehörigen sowie korrespondierende Rührgeschichten.

Die Popularität der Sendung führte zu einer Kinoversion, die den Integrationshorizont der Radiovorlage in das damals noch relativ neue Tonfilm-Format übersetzte. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte eines Ehepaars, das durch den Krieg getrennt wird, schließlich aber über eine Wunschkonzert-Sendung und weite Distanz wieder zusammenfindet. Ähnlich grenzüberschreitend fügt die Montage dokumentarische Aufnahmen (etwa aus Riefenstahls Olympia), Spielszenen, Vorkriegs- und Kriegsbilder, sowie Re-Enactments von Radioaufnahmen unterschiedslos aneinander, während auf der Tonspur Schlager, Militärmusik und Klassik vermengt werden. Der völkische Versöhnungsmatsch geriet zum zweiterfolgreichsten Film der NS-Zeit und wurde 1941 von 26 Millionen Zuschauern gesehen – zu einem Zeitpunkt, als die systematische Vernichtung der europäischen Juden bereits in vollem Gange war. (chl)