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Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow

Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow DDR 1973, R: Siegfried Kühn, B: Helmut Baierl, Siegfried Kühn, K: Roland Dressel, D: Fritz Marquart, Gisela Hess, Jürgen Holz, 90‘ · 35mm                                                  DI 03.10. um 20 Uhr · Eröffnung der Retrospektive Nach 34 Arbeitsjahren als Schrankenwärter wird Georg Friedrich Wilhelm Platow Opfer der Rationalisierung und Elektrifizierung des Verkehrswesens. Platow, der störrische Eigenbrötler, könnte sich zur Ruhe setzen. Doch dann weigert sich sein Sohn, ebenfalls Bahnwärter, an einer Umschulung für die neuen elektrischen Anlagen teilzunehmen. Platow kann eine solche Dickköpfigkeit nicht akzeptieren, gibt sich als sein Sohn aus und geht für ihn zur Fortbildung. Er muss nach all den Jahren im Wärterhäuschen „das Leben lernen“, das heißt, mit Witz und Kühnheit versuchen, diese Rolle durchzustehen. Siegfried Kühns DDR-Gegenwartssatire ist ein Wendepunkt in der Produktion komischer Genres bei der DEFA. Galt es bisher, die Komödie auf ihre Aufklärungs- und Erziehungsfunktion hin auszurichten, scheut Kühn keine Tabus und findet einen mal spöttischen, mal zutiefst menschlichen Humor. Der Protagonist, dargestellt von Fritz Marquart, steht in der Tradition des widerständigen Clowns. Die offizielle Politik sah in dem Film eine Verhöhnung der Arbeiterklasse und ließ den Film mit nur wenigen Kopien starten – mit der Begründung, die Farb-Schwarzweiß-Spiele des Kameramanns Roland Dressel eigneten sich nicht für die Kopierung. Dabei sind diese gerade eine Bereicherung, die den Film zu einem Experimentierfeld des Komischen machten. (sa)