Direkt zum Seiteninhalt springen

1972 wird in der DDR der Schwangerschaftsabbruch – dort als Schwangerschaftsunterbrechung bezeichnet – legalisiert. Im selben Jahr erscheint ein Film, der auf diese Handlungsmöglichkeit jedoch in nur wenigen Sekunden hinweist. Ein dampfendes Sitzbad, ein giftiger Sud. In einer einzigen Großaufnahme wird in Der Dritte der Gesichtsausdruck der Protagonistin eingefangen, die sich dieser Maßnahme unterziehen möchte.

Margit ist erfolgreiche Mathematikerin und Mutter zweier Kinder, die aus zwei gescheiterten Beziehungen entsprungen sind. Als sie ihr Glück bei einem titelgebenden Dritten versucht, könnte man meinen, die Erfüllung eines heteronormativen Narrativs vorzufinden, in dem sie nur mit Hilfe von ihm ein erfülltes Leben führen kann. Die in Rückblenden erzählte Inszenierung von Egon Günther ist jedoch ein mitreißendes Porträt weiblicher Sexualität und Selbstbestimmung. So lässt der Film auch eine queere Lesart zu, in der die zentrale Freundschaft zwischen Margrit und Lucie als alternative (Liebes-)Beziehung verstanden werden kann. Eröffnet sich hier doch noch ein anderer, dritter Weg zwischen der heterosexuellen Partnerschaft und dem Ledig-Sein? „Naja, da müssen wir mal sehen, nicht, Lucie?“ (mbh).