Der einsame Wanderer
BRD 1968, R: Philip Werner Sauber, K: Bernd Fiedler, D: Marina Gambaroff, Carlos Bustamante, Albrecht Jülch, Delphine Edschmid, 32’ • Blu-ray
Der knapp zwanzigjährige Philip Werner Sauber kam 1967 aus der Schweiz nach West-Berlin, um an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) zu studieren. Während der Studentenbewegung entstand hier 1968 sein experimenteller Kurzspielfilm Der einsame Wanderer. Im November 1968 gehörte er zu Relegierten der dffb und kehrte anders als etwa Gerd Conradt oder Harun Farocki nach der Rehabilitierung nicht zum Studium zurück.
Ulrike Edschmid erlebte als Philip Werner Saubers Lebensgefährtin das Entstehen des Filmes und die politische Radikalisierung ihres Freundes bis zu seinem Abtauchen in den terroristischen Untergrund mit. 1975 starb er nach einem Schusswechsel mit der Polizei. In ihrem 2013 erschienen Roman Das Verschwinden des Philip S. zeichnet Ulrike Edschmid den Weg Saubers nach. Im Anschluss an die Buchvorstellung und ein Gespräch mit der Autorin, das Thomas Flierl moderieren wird, ist Saubers Kurzspielfilm Der einsame Wanderer zu sehen.
Der spätere Kameramann Carlos Bustamante aus Mexiko spielt den Titelhelden als einen Suchenden (als ein Alter ego des Regisseurs), der in ein in mythischer Landschaft stehendes Herrenhaus mit bizarrem Personal gerät. Hier wird er Teilnehmer merkwürdiger Rituale. Die Stimmung dieses Carl Theodor Dreyer gewidmeten Werkes erinnert an Kafka, auch an Böcklins Toteninsel; musikalisches Leitmotiv ist ein Thema aus Franz Schuberts Der Tod und das Mädchen.
Eine Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin anlässlich der Ausstellung West:Berlin | Eine Insel auf der Suche nach Festland im Ephraim-Palais
MI 21.01. um 19 Uhr · Lesung und Gespräch mit Ulrike Edschmid, Moderation: Thomas Flierl