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Der goldene Abgrund

Der goldene Abgrund Rapa-Nui D/FR 1927, R: Mario Bonnard, B: Franz Schulz nach dem Roman Rapa Nui von André Armandy, K: Mutz Greenbaum, Emil Schünemann, Raoul Aubourdier, Bauten: Alexander Ferenczy, Andrej Andrejew, D: Liane Haid, André Roanne, Claude Mérelle, Hans Albers, Hugo Werner-Kahle, Robert Leffler, Raimondo van Riel, 77‘ · 35mm, frz. ZT mit dt. UT SA 02.02. um 20 Uhr · Am Flügel: Neil Brand Vorprogramm Der Kaiser der Sahara D 1921, R: Hans Fischerkoesen, 5‘ · 35mm Die Aran-Inseln, D 1928 R: Heinrich Hauser, Fragment, 15‘ · 35mm Kein Film für Asketen. Die Zwillingsschwestern Jola und Claire werden als Kleinkinder bei einem Schiffsuntergang voneinander getrennt; die eine entwickelt sich zu einem männermordenden Vamp und Jazz Babe, die andere verschlägt es auf die Insel Rapa Nui im Pazifik. Dorthin führt die Expedition einiger Desperados, die in bester Kolonialmanier einem Goldschatz nachjagen. Auf der Insel stoßen sie jedoch auf eine finstere Räuberbande unter der Führung einer feurigen Amazone. Rapa Nui, auf Deutsch: die Osterinsel, müsste hier wohl besser heißen: die Ostereierinsel, so viele Überraschungen warten hier. Spektakel garantiert! Der goldene Abgrund bietet die Summe alles dessen, wofür das internationale Weimarer Kino in den Zwanzigerjahren auch steht. Das betrifft den spielerischen Umgang mit Genrekonzepten, den Akzent auf Spannung, reichlich Handlung und Tempo, Starappeal und Amerikanismus, Effekte, brillante Technik und Oberflächenreize. Die Produktion bietet dabei wahrhaft europäischen Pop: mit einem Regisseur aus Rom, einem französischen Stoff, einem Drehbuchautor aus Prag, einem Star aus Wien (Liane Haid in einer Doppelrolle), Set-Designern aus Budapest und St. Petersburg. Mit der Idee eines nationalen Kinos, das Mythen und Geschichten aus dem Volksleben erzählt und einem nationalen Identitätsdiskurs verpflichtet ist, hat Der goldene Abgrund rein gar nichts zu schaffen. Ein böser Verriss ist immer noch die beste Werbung: „Was man auf der Leinwand zu sehen bekommt, ist Amerika, wildestes, stupidestes, 1001-prozentiges Hintertreppenamerika; und trotzdem – O Wunder – ist es in Deutschland entstanden. (…) Im übrigen holt sich dieser Film aus den Tugenden aller Länder seinen Teil: Greenbaums allzu harte, grelle, völlig unplastische Photographie, Bonnards hastende, sensationsgierig nach falscher Monumentalität trachtende Regie und das Maskenhafte der Schauspieler vervollständigten den kosmopolitischen Eindruck“ (Deutsche Allgemeine Zeitung, 1.10.1927) (ps) Wir zeigen eine restaurierte französische Fassung aus dem Bestand Pathé.