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„Der Arbeiter hat in der kapitalistischen Gesellschaft keine Geschichte“, stellte die sowjetische Journalistin Larissa Reissner in Hamburg auf den Barrikaden nach der Niederschlagung des dortigen kommunistischen Aufstandes 1923 fest. Dieser Feststellung entgegnen Reiner Etz, Klaus Wildenhahn und Gisela Tuchtenhagen mit ihrem Dokumentarfilm über den Hamburger Aufstand und beleuchten eine marginalisierte Geschichte. In drei Teilen erzählen Zeitzeug*innen und historische Texte von den Krisen der Weimarer Republik und der revolutionären Stimmung, die von der Oktoberrevolution aus Russland herüberschwappte. Die ökonomisch angespannte Lage Deutschlands bringt Hungerdemonstrationen, Lohnstreiks und Massenunruhen mit sich. Die KPD, stärkste kommunistische Partei in Europa, ruft zum Generalstreik auf, lehnt offiziell jedoch die Bestrebungen zum bewaffneten Aufstand ab. Die Bevölkerung des Barmbeker Arbeiterwohnviertels in Hamburg widersetzt sich der parteilichen Linie und geht auf die Barrikaden, darunter viele Frauen und auch Kinder.

Der Hamburger Aufstand Oktober 1923 erzählt davon in standbildhaften Aufnahmen der Orte und Fotografien, die mit bewegten Nahaufnahmen der Erzählenden wechseln. Um von 1923 zu hören, müsse erst von 1933 erzählt werden, „kein Weg in die Vergangenheit führt an den Nazis vorbei“: Als eine von Hitlers Doktrinen scheint auch die bürgerliche Gesellschaft den Antikommunismus weiterzuführen, in der die Erinnerung an die ermordeten und deportierten Kommunistinnen keinen Platz in der offiziellen Geschichte findet. Dieser Vergessenheit der Geschichtsbücher stellt sich Der Hamburger Aufstand Oktober 1923 entgegen. (fib)