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Am Klavier: Elaine Brennan
Einführung: Claudia Lenssen

Aus der Provinz zieht Didier Meireuil einer jungen Frau zuliebe nach Paris, unterwirft sich ihrem Willen und gibt den Spaßmacher. Er macht sich Hoffnungen, sie langweilt sich. Mit Curt Bois in der Titeltrolle feiert Henry Batailles Tragikomödie Poliche 1927 im Berliner Renaissance-Theater Erfolge. Zwei Jahre später wird der unglückliche Held auf der Kinoleinwand vom berühmten, gerade aus der Sowjetunion nach Deutschland emigrierten Schauspieler und Theaterregisseur Michael Tschechow verkörpert. Sein Spiel ist voller Intensität, über weite Strecken komödiantisch, am Ende erschütternd.

Die Besetzung mit Tschechow ist eine Sensation. Ebenso sensationell ist, dass seine frühere Ehefrau Olga Tschechowa (1897-1980) Regie führt (und obendrein als Produzentin fungiert). „Weibliche Regisseure sind keine Ausnahme“, stellt Der Kinematograph dazu im August 1929 fest. „In Amerika die Arzner, in Rußland die Preobraschenskaja, in Frankreich die Dulac, und wir konnten uns bisher mit Österreich Louise Fleck teilen. Olga Tschechowa ist viel kultivierter, viel mehr mit Fingerspitzengefühl ausgerüstet, viel einfallsreicher als ihre Konkurrentinnen, ja sogar als die Mehrzahl der männlichen Regisseure.“ Der Narr seiner Liebe ist Tschechowas erste und einzige Regiearbeit, in der das inszenatorische Talent der umjubelten Film- und Theaterschauspielerin immer wieder aufblitzt. Zu sehen ist die Restaurierung des Filmmuseum München von 2025. (ps)

Elaine Brennan ist klassisch ausgebildete Pianistin und improvisiert weltweit Musik zu Stummfilmen. Sie lebt in Wien.

Claudia Lenssen ist Autorin, Journalistin und Filmkritikerin. Sie war Redakteurin der Zeitschrift Frauen und Film und ist Mitherausgeberin des Bandes Wie haben Sie das gemacht? Aufzeichnungen zu Frauen und Film.

Die Barcarole


D 1924
DCP

R: Lotte Reiniger, 4‘

Der Narr seiner Liebe


D 1929
DCP
Stummfilm (deutsche ZT)

R/P: Olga Tschechowa, B: Carl Heinz Járosy nach der Komödie Poliche von Henri Bataille, K: Franz Planer, Bauten: Andrej Andrejew, D: Michael Tschechow, Dolly Davis, Alice Roberts, Oreste Bilancia, Marion Gerth, Otto Wallburg, 91‘