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Zu Gast: Edgar Reitz

Auswandern nach Brasilien und dort neu anfangen, das war auch in Deutschland die Hoffnung vieler Tausender, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre angestammte Heimat angesichts von Missernten, Hunger und Krankheit, knochenharter Arbeit und ungerechter Besitzverhältnisse verließen. Der Wunsch aufzubrechen brennt auch in Jakob (Jan Dieter Schneider), dem wissbegierigen Sohn eines Schmieds in einem kleinen Dorf im Hunsrück. Jakob ist ein besessener Leser, der bei der Lektüre in neue Welten eintaucht und der sich selbst die Sprachen brasilianischer Indianer beibringt, sehr zum Verdruss seines strengen, prügelnden Vaters. Während sein Bruder auswandert und das geliebte Jettchen mitnimmt, harrt Jakob bei der kranken Mutter aus. Eines Tages bekommt er Besuch von einem der berühmtesten Gelehrten der Zeit, Alexander von Humboldt (Werner Herzog), der von Jakobs umfassender Kenntnis der Indianer-Sprachen gehört hat. Thomas E. Schmidt schreibt über das große Alterswerk von Edgar Reitz: „Was für ein gewaltiger, die Augen bezaubernder, zu Herzen gehender Film, was für eine große, einfache Geschichte von einem jungen Menschen, der ausziehen will, das Leben zu lernen, den die Sehnsucht in die Ferne treibt, die Liebe berührt, die Pflicht plagt, der rebelliert und resigniert und dennoch seine Würde nicht verliert.“ (Die Zeit, 2.10.2013) (ps)