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Die Austernprinzessin

Die Austernprinzessin D 1919, R: Ernst Lubitsch, B: Ernst Lubitsch, Hanns Kräly, P: Paul Davidson, D: Ossi Oswalda, Harry Liedtke, Julius Falkenstein, Victor Janson, Curt Bois, 58‘ · 35 mm DO 10.11. um 20 Uhr · Am Flügel: Peter Gotthardt Gar nicht auszudenken, wie die Geschichte der deutschen Filmkomödie ohne Ernst Lubitsch aussähe! Der Regisseur, der sich zunächst selbst in enorm populären Komödien im jüdischen Milieu einen Namen als Schauspieler machte, ließ vor allem seine weiblichen Stars auf ganz neue Weise aufblühen – und vermischte dazu sehr wirkungsvoll Humor und Tragik, wie seine großen Historienfilme mit Pola Negri und Henny Porten zeigen. Die erste Entdeckung von Lubitsch war allerdings die gebürtige Pankowerin Ossi Oswalda, die in Die Austernprinzessin ihre Paraderolle als verzogene Göre spielt, die stets mit dem Kopf durch die Wand will und ihre Umwelt terrorisiert. Typisch für Lubitsch werden auch hier erotische Beziehungen als Handelsbeziehungen inszeniert: Alles dreht sich um Sex und Geld, um Lug und Trug. Bevor die steinreiche Ossi – ein Flapper avant la lettre – sich den armen Prinzen angeln kann, kommt es zu Verwechslungen und Entgleisungen, einem Damenboxkampf, einer Foxtrott-Epidemie und schlimmen Alkoholexzessen. Die Austernprinzessin hat die Leichtigkeit und Eleganz einer Operette; die Massenszenen sind virtuos inszeniert und haben die Bissigkeit einer Satire. Lubitsch bringt sein Publikum nicht nur zum Lachen, sondern aufgrund der visuellen Opulenz des Films und großartiger Einfälle auch zum Staunen. Schon Béla Balázs bewunderte die „offenbare, absichtliche Selbstironie des Regisseurs“: „Denn die Quelle des Komischen liegt hier schon im Regiestil, der in einer Selbstverspottung besteht. Filmmoden und Filmmanieren werden entlarvt, bloß dadurch, daß sie ein wenig übertrieben werden.“ (Der Tag, Wien, 10.8.1923). (ps)