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Die innere Sicherheit

Christian Petzold nähert sich dem virulenten Thema des RAF-Terrorismus von einer überraschenden Seite, quasi über einen Nebeneingang an. Sein Film stellt ein fiktives Paar ins Zentrum der Handlung, das in den 1970er Jahren in die Illegalität abtauchte, seit langer Zeit unerkannt in Portugal lebt, aber immer noch auf den Fahndungslisten steht. Als die gemeinsame 15-jährige Tochter immer weniger das Verhalten ihrer Eltern versteht und gegen das ewige Versteckspiel rebelliert, wird die Situation unhaltbar, die innere Sicherheit gerät aus dem Gleichgewicht.

Der Film schafft es mit dramaturgisch scheinbar einfachen Mitteln und unter Verzicht auf emotionale Überbetonungen, den Blick von den „weltbewegenden“ Problemen auf eine scheinbar private Ebene zu lenken, die sich als nicht weniger wichtig erweist. Er vermag zu zeigen, dass Geschichte – im Großen wie im Kleinen – letztlich von einzelnen Menschen gemacht wird und auch von ihnen verantwortet werden muss. Darüber hinaus erweist er sich als präzises Stimmungsbild einer Gesellschaft im Umbruch, in der lieb gewonnene Wertmaßstäbe in Frage gestellt werden. (cl)