Direkt zum Seiteninhalt springen

Am Flügel: Eunice Martins · Einführung: Michael Wedel

Ende der 1920er Jahre, unter dem Eindruck der Erfolge Eisensteins und Pudowkins, haben russische Stoffe in deutschen Kinos Konjunktur. Neben Panzerkreuzer Potemkin und Sturm über Asien gehören Titel wie Der Orlow, Anna Karenina, Der Zarewitsch, Wolga – Wolga oder Rasputins Liebesabenteuer zu den erfolgreichsten Filmen der Jahre 1927 bis 1929. Auch Richard Eichberg, als Produzent und Regisseur stets auf der Suche nach neuen Erfolgsrezepten, springt auf die Welle auf: Mit Die Leibeigenen dreht er ein historisches Melodram voller tragischer Verwicklungen, das den Klassenkampf zurück ins zaristische Russland und die Frontverläufe ins Reich der Gefühle verlegt.

Die Kritik konstatiert „Knalleffekte lyrischer und dramatischer Art“ und zeigt sich verblüfft: „Eichberg, bisher als lnszenent wirksamer Lustspiele bekannt, hat hier – einem dramatischen Sujet gegenüber – alle Kenntnisse langer Jahre der Praxis verwendet, hat russische Lehren und deutsche Vorbilder auszunutzen verstanden.“ (Hans-Walther Betz, Der Film, 14.1.1928). In der Rolle des Waldhüters Nikita drückt Heinrich George dem Film mit Nachdruck seinen Stempel auf. Erstmals gibt Eichberg ihm hier die Gelegenheit, seine charakteristische „Mischung aus elementarischer Kraft und Zartsinn“ (Siegfried Kracauer, Frankfurter Zeitung, 5.2.1928) zur Geltung zu bringen. (mwe)