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Eine melancholische Dreiecksgeschichte zwischen einer jungen Bauingenieurin, einem verdienten Brigadier und einem idealistischen Studenten auf einer Großbaustelle. Das verbotene Spielfilmdebüt einer der wenigen DEFA-Regisseurinnen kreiste um den Widerspruch zwischen den sozialistischen Idealen und den realen Rückzügen in die Nischen des Privaten, es fragte nach der Vereinbarkeit von beruflicher Verwirklichung und privatem Glück. Die Taube auf dem Dach entwarf ein Mosaik dreier ineinander verwobener Lebensentwürfe, das zwischen Ernst und Komik, Tragik und Ironie, Alltagsrealität und Überhöhung changiert. Von den DEFA-Verantwortlichen als ein Frontalangriff auf die Arbeiterklasse verstanden, wurde Die Taube auf dem Dach ein Opfer der kulturpolitischen „Eiszeit“ nach dem 9. Plenum des ZK der SED im Mai 1973. „Welche Zukunftserwartung über diesem Film liegt: das Jahr 2000 – was für ein Horizont! Man sieht es mit leiser Trauer. DDR-feindlich war die ‚Taube‘ natürlich nicht. Nur kleinbürgerfeindlich. Kleinbürger merken so etwas.“ (Kerstin Decker, Der Tagesspiegel, 6.9.2010). (jr)