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In enger Zusammenarbeit mit Heinrich Böll schrieben Volker Schlöndorff und seine Frau Margarethe von Trotta das Drehbuch. Der Film bezieht sich eindeutig auf Streitfragen im Zusammenhang mit der Terrorismusdebatte der siebziger Jahre: die Verfilzung staatlicher Institutionen mit privater wirtschaftlicher Macht; die Manipulationsmöglichkeiten auflagenstarker Boulevardzeitungen im Dienste politischer Restauration und die Machtlosigkeit des Einzelnen gegenüber einer zur Massenhysterie angeheizten »öffentlichen Meinung«.
»Ein Mann wird heimlich verfolgt, er entkommt im Trubel des Kölner Karnevals und hat eine kurze, scheue Liebebegegnung mit Katharina Blum. Dann packt die Polizei zu, mit einem absurden Aufwand, in einer ans Mittelalter oder Sciene-fiction-Bilder erinnernden Maskerade – eine gespenstische Aktion, nicht ohne unfreiwillige Komik, die aber sofort mit physischer Beklemmung deutlich macht, worauf diese Maschinerie programmiert ist: auf Überführung statt Ermittlung, Verdachtsbestätigung statt Fahndung. Das ist die furchtbare Erkenntnis des Films: das in wenigen Augenblicken das Leben eines unschuldigen Menschen radikal verändert werden kann, wenn ihn der Zufall mit einem politisch fanatisierten Behördenapparat in Berührung bringt. Alles, was Katharina Blum sagt und tut, kann nur noch ihr Täterbild bestätigen; sie ist schuldig, ist Opfer, ein ›Fall‹, Freiwild.« (Wolf Donner)