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Diller Scofidio + Renfro & Torre David

Diller Scofidio + Renfro: Reimagining Lincoln Center and the High Line USA 2012, R: Muffie Dunn & Tom Piper, K: David Leitner/Tom Piper, S: Tom Piper, T: Bill Donnelly, M: Kyle Athayde/Jeremy Linzee, 54' • Blu-ray, OF, Deutschlandpremiere Torre David YV/CH 2014, R/K: Markus Kneer, Daniel M. Schwartz, S: Markus Kneer, T: Daniel Schwartz, 23' • DCP, OmeU, Deutschlandpremiere SA 12.09. um 17 Uhr Zu Gast: David M. Schwartz im Gespräch mit Nicholas Baer
Wiederholung von Torre David: SO 27.09. um 20 Uhr Für das renommierte Büro Diller Scofidio + Renfro geht es bei Architektur nicht um spektakuläre Einzelgebäude, sondern um die Wahrnehmung und Gestaltung von Raum. In ihren Projekten verschwimmen die Grenzen zwischen Architektur, bildender und darstellender Kunst; Medien und Designelemente werden völlig neu kombiniert. Die New Yorker Architekten schaffen so Installationen oder Inszenierungen, die den öffentlichen Raum zurückerobern und ihn als Stadtraum für alle wiederbeleben. Zwei ihrer erfolgreichsten Projekte stehen im Mittelpunkt dieses erhellenden Dokumentarfilms. 2006 wurde das Büro damit beauftragt, die stillgelegte Hochbahntrasse an der New Yorker West Side im so genannten Meatpacking District in eine begrünte öffentliche Promenade zu verwandeln. Der allgemein als High Line bekannte Laufsteg, der sich über 22 Blöcke erstreckt, ist mit fünf Millionen Besuchern jährlich heute einer der populärsten Anziehungspunkte von New York. Nicht weniger erfolgreich war ihr Umbau des Lincoln Center for the Performing Arts, das sie von einer Art Bollwerk der Hochkultur in einen ansprechenden urbanen Raum für alle verwandelten. Muffie Dunns und Tom Pipers Dokumentarfilm stellt die drei Büropartner Elizabeth Diller, Ricardo Scofidio und Charles Renfro vor und lässt uns an ihren Überlegungen und Gesprächen teilhaben. Zu Wort kommen außerdem die New Yorker Stadtbaurätin Amanda Burden sowie die Kritiker und Theoretiker Mark Wigley und Anthony Vidler. Der Torre David, ein 45-stöckiger Büroturm in Caracas, ist eine Investitionsruine: Entworfen von dem angesehenen venezolanischen Architekten Enrique Gómez, wurde sein Bau nach dem frühen Tod des Entwicklers und dem Zusammenbruch der venezolanischen Wirtschaft 1994 eingestellt. Über ein Jahrzehnt stand der Wolkenkratzer leer, bis hier illegal Menschen einzogen. Heute dient das Betonskelett mehr als 750 Familien als improvisierte Unterkunft. In Selbstverwaltung leben sie in einer Art vertikalen Dorfgemeinschaft, haben die Ruine nach und nach ausgebaut, Infrastrukturen organisiert und sich mit bescheidensten Mitteln eingerichtet. Es gibt unter anderem ein Geschäft, ein Basketball-Feld, einen Friseursalon, eine Tiefgarage und einen Wächter. Der Turm ist mit anderen Worten zu einer Stadt in der Stadt mit seinen eigenen Strukturen, Regeln und Hierarchien geworden. Wissenschaftler des Urban-Think Tank der ETH Zürich haben die räumliche und soziale Organisation des Ortes über ein Jahr untersucht. Was für andere ein vertikaler Slum, ist für sie ein Labor für urbane Experimente. Der Torre David zeigt ihrer Meinung nach, wie sich Gemeinschaften autonom selbst organisieren und wie sich daraus innovative Impulse für Megacitys weltweit ergeben.