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Dreaming Murakami

Dreaming Murakami DK 2017, R: Nitesh Anjaan, K: Agabi Triantafillidis, T: Andreas Sandborg, S: Denniz Göl Bertelsen, Nikoline Løgstrup, P: Pernille Tornøe, Signe Byrge Sørensen, M: Anna Rosenkilde, 58’ · DCP, OmeU, Berlinpremiere SA 13.10. um 21 Uhr · Zu Gast: Nitesh Anjaan · Moderation: Carolin Weidner
Das literarische Übersetzen ist eine einsame, zeitaufwendige Tätigkeit; ständig begleitet von der Frage ihres Verhältnisses zum Original; in jedem Wort lauert das Scheitern seiner Übertragung. Die Komplexität des Übersetzens macht sie zu einem beliebten Gegenstand von Linguisten und Philosophen, das Interesse eines breiteren Publikums findet sie eher selten. Dem jungen Filmemacher Nitesh Anjaan ist nun ein Film geglückt, der beim Copenhagen International Documentary Festival zum Publikumsliebling wurde. Dreaming Murakami ist das Porträt der Übersetzerin Mette Holm, die seit fast 20 Jahren die Bücher Haruki Murakamis ins Dänische überträgt. Anjaans Zugang ist spielerisch: Es kreuzen sich seine eigenen Vorstellungswelten mit denen der Übersetzerin und manchmal treffen sie sich an einem der wundersamen japanischen  Drehorte – Bars und Restaurants, die wie Grenzorte zwischen Traum und Wachen wirken. Immer wieder stapft ein Riesenfrosch, der einer Erzählung Murakamis entstammt, durch den Film. Als Geist des Autors? Als das Alter Ego der Übersetzerin oder des Filmemachers? Vor allem ist er ein Gesandter aus der Welt Murakamis, in die Mette Holm abtauchen muss, um ihr Satz für Satz die Übersetzung zu entringen. Der Kampf um einen einzigen Satz aus Murakamis frühem Roman Wenn der Wind singt zieht sich als roter Faden durch den Film. Die Übersetzung liest sich am Ende wie ein augenzwinkernder Kommentar: „There’s no such thing as perfect writing – just like there’s no such thing as perfect despair.” (abe)