Du und mancher Kamerad
DDR 1956, R: Annelie und Andrew Thorndike, B: Annelie und Andrew Thorndike, Karl-Eduard von Schnitzler, Kommentar: Karl-Eduard von Schnitzler, Günther Rücker, 103’ · 35 mm
Eine ostdeutsche Reaktion auf reaktionäre Filme aus der Bundesrepublik. Nachdem der westdeutsche Historiker Friedrich Terveen diesen 1956 im Kino der DDR und kurz darauf auch im Fernsehen erschienenen, international überaus erfolgreichen DEFA-Kompilationsfilm (Teil 1 der Reihe Archive sagen aus) gesehen hatte, war er für ihn eine filmische Geschichtsfälschung: das verwendete historische Material sei aus seiner Sicht bedenkenlos mit gestellten Szenen vermischt worden. Der DDR-Historiker Walter Zöllner hingegen vertrat 1965 naturgemäß eine andere Auffassung. Für ihn zählte genau dieser Film zu jenen Dokumentarfilmen, die „primär der politischen Willensbildung dienen“. Zu diesem Zweck sei es eben „durchaus möglich, einzelne Phasen nachspielen zu lassen, wenn man sie nicht missen will und aus irgendwelchen Gründen nicht in dokumentarischen Aufnahmen zur Verfügung hat“, schrieb er in einem Aufsatz über „Film als Quelle der Geschichtsforschung“, denn „[a]lle diese Filme wollen die Geschichte deuten und zur Formung des Geschichtsbildes beitragen.“ Deutlich wird daran zweierlei: die gegensätzliche Haltung zu dieser spezifischen Verwendung von historischem Filmmaterial und die unterschiedlichen Auffassungen der beiden deutschen Geschichtswissenschaften vom Film als Quelle. (ra)
DO 29.01. um 20 Uhr · Einführung: Alexander Zöller