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Einführung am 26.07.: Peter Niedermüller

Und das Schiff fährt davon. Auf einem luxuriösen Dampfer findet sich im Sommer 1914 die feine Gesellschaft der Jahrhundertwende ein, eine Ansammlung von Künstlern, Politikern und Aristokraten – unterwegs, um einer verstorbenen Operndiva die letzte Ehre zu erweisen. Die Kunde vom Attentat in Sarajewo wird vernommen, doch wen kümmert es. Man nimmt sogar eine Gruppe serbischer Flüchtlinge auf. Am Schluss, wenn alles vorbei ist, rudert der Chronist der Reise, der italienische Journalist Orlando (Freddie Jones, das alter ego des Regisseurs), in einem Rettungsboot durch ein Meer aus Papier, begleitet allein von einem stinkenden Nashorn. Fellini liebt das Groteske, das Absurde und die Ironie, und so ist sein Abgesang auf das alte, kultivierte Europa zugleich auch ein Abgesang auf das Kino. Ein Untergang in Schönheit, die Titanic lässt grüßen. Hier aber ist der Untergang frei von Traurigkeit, er ist eine heitere Angelegenheit.

E la nave va ist ein komischer Film, auch wenn es nicht immer (...) wirklich etwas zu lachen gibt. Die Filme Fellinis waren eigentlich immer komische Filme, weil – so sein Verständnis der modernen Wirklichkeit – einzig die Komik noch das Tragische unserer Situation zur Anschaulichkeit zu bringen imstande ist.“ (Neue Zürcher Zeitung, 26.1.1984) (ps)