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Eine Rose für Jane

Eine Rose für Jane BRD 1970, R: Hans W. Geißendörfer, B: Roald Koller, Hans W. Geißendörfer, K: Robert (d.i. Robby) Müller, M: Klaus Doldinger, D: Heinz Bennent, Martine Brochard, Eddie Constantine, Paul Albert Krumm, Klaus Lemke, Ton Lensink, Rolf Zacher, 92’ · DigiBeta MI 05.04. um 20 Uhr + SO 09.04. um 20.30 Uhr · Einführung: Jan Gympel Hans W. Geißendörfer ist inzwischen vor allem als geistiger Vater und langjähriger Produzent der Lindenstraße bekannt. In jungen Jahren gehörte er zu den prominentesten Vertretern des „Neuen Deutschen Films“. Nach zwei abendfüllenden Kinofilmen inszenierte er 1970 erstmals fürs Fernsehen: Die Geschichte eines einsamen Profikillers, der in eine fremde Stadt kommt, dort aber nicht mit der gewohnten Routine seinem Geschäft nachgehen kann, sondern zum Spielball in einem Komplott unter Gangstern wird. Die weitgehend wortlose Handlung, die an einem einzigen Tag spielt, sollte– für die damaligen „Jungfilmer“ nicht untypisch – eine Auseinandersetzung mit dem Genrekino, seinen Mechanismen, Wirkungsweisen und trivialen Mythen sein. Klaus Doldinger komponierte dazu einen Soundtrack, der ebenso ausgefeilt ist wie jede Einstellung und die Abläufe in ihr. Geißendörfers Co-Drehbuchautor und Regieassistent war Roald Koller (1954-1978), der zur tragischen Figur wurde, als er sich nach Problemen mit der Auswertung seines Regieerstlings Johnny West das Leben nahm. Die Kritik reagierte verhalten auf den vor allem in Amsterdam gedrehten Film. So fand Heiko R. Blum in der Frankfurter Rundschau vom 29.10.1970: „trotz einer gewissen kargen Schönheit, trotz einiger brillanter Momente wirkt der Film ein wenig blaß, die Gesten, Klischees, mit denen die Gangster skizziert – nicht charakterisiert – werden sollten, stimmen im Ansatz, decken sich aber nur dort, wo die Figur selbst – wie im Falle Eddie Constantine – bereits Klischee im besten Sinne ist, oder wo Typ und Aktionsweise übereinstimmen“. Kurt Habernoll holte im Abend vom 30.10.1970 gleich zum Rundumschlag aus „Die Überheblichkeit mancher unserer jungen, sich progressiv dünkenden Filmemacher ist kaum mehr mit dem freundlichen Satz ‚Irren ist menschlich’ ausreichend zu entschuldigen. Sie studieren ein erprobtes Genre flüchtig, glauben, es durchschaut zu haben, nennen ihr drei Monate langes, vermurkstes Aufnahmeverfahren flott ‚reine Fiktion gleich Kinorealität’, schwafeln von ‚Film im Film’ und haben im Grunde nicht mehr als ein albernes Imponiergehabe anzubieten. ‚Eine Rose für Jane’ ist also nichts weiter als ein obskurer Langeweiler, ohne Spannung, ohne zwingende Logik, einfach uninteressant, nichtssagend.“ Immerhin meinte Sibylle Wirsing im Tagesspiegel vom 31.10.1970: „der Film erinnert nicht unvorteilhaft an frühe Gangsterfilme von Jean-Luc Godard. Mag die Ausgelassenheit fehlen, die Konzentration ist da. Die Unterwelt, die man sich der Einfachheit halber gern als ein Kanalsystem unter der Großstadtoberfläche vorstellt, liegt bloß.“ (gym)