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Einführung: Lucía Salas

Im bolivianischen Zinnbergwerk Siglo XX kam es am 24. Juni 1967 zu einem beispiellosen Massaker, als die bolivianische Armee über hundert streikende und mit Che Guevara sympathisierende, überwiegend indigene Bergarbeiter*innen im Schlaf tötete. Einige Jahre später kehrte Jorge Sanjinés mit Hilfe der von ihm mitbegründeten Grupo Ukamau, die sich für eine gerechte Repräsentation der indigenen Bevölkerung Boliviens einsetzte, in die Andensiedlung zurück, um die Ereignisse nachzustellen. Die Protagonist*innen erinnerten die Dialoge, die sie selbst im Film sprechen, und auch sonst überlässt der Filmemacher den Menschen die Narration ihrer Geschichte. Sanjinés wechselt dokumentarische und fiktionale Formen ab, um eine möglichst genaue historische Repräsentation zu gewährleisten, aber auch, um eine wichtige, zunächst von den Frauen in der Siedlung ausgehende Widerstandsbewegung zu würdigen. Im Kern geht es Sanjinés um die agitatorische Wirkung seines Films, er will, dass sich die Menschen gegen die Unterdrückung wehren. Er zeigt die prekären Bedingungen der Bergarbeit und die extreme Armut der von ihr lebenden Familien. Der Film bewahrt dabei eine analytische Distanz, die nicht nur sozialökonomische Zusammenhänge erläutert, sondern auch globalpolitische Aspekte, etwa den Einfluss der USA auf die bolivianische Regierung,  thematisiert. Der Film, der nicht davor zurückschreckt, Namen von Politiker*innen zu nennen, konnte erst 1978 im wieder demokratischen Bolivien gezeigt werden. (ph)

Lucía Salas ist eine Filmkritikerin, Kuratorin und Filmemacherin aus Argentinien.

Weitere Notizen von Lucía Salas zum Film auf Jugend ohne Film

El coraje del pueblo