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„Es ist ein Film über die Liebe vor der Ehe. Es geht alle an. Es kommt in den besten Familien vor. Es ist kein Einzelfall. Es ist als Film ein Einzelfall. Es ist ein heißes Thema. Es berührt ein Tabu. Es ist Ihren Besuch wert“, kündigt 1966 ein Filmposter von Karl Oskar Blase Ulrich Schamonis ersten abendfüllenden Spielfilm an, der gleich doppelte Sprengkraft für das bundesdeutsche Kino besitzt. Es beerdigt nicht nur „Papas Kino“, sondern erzählt auch von einem jungen, unverheirateten Paar, das ungewollt schwanger wird und bei dem sich die Frau für eine Abtreibung entscheidet. Gleichwohl wird die Tabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Es mehr umspielt als reflektiert.

Gedreht wurde on location auf den Straßen und in den Bussen und Bahnen West-Berlins, die Kamera wackelig und mobil, der Schnitt schnell und verspielt. Es ist auch ein Film über ein Lebensgefühl und den Wunsch, sich der bundesrepublikanischen Spießbürgerlichkeit zu entziehen. 1966 wird der Film mit fünf Bundesfilmpreisen ausgezeichnet, konkurriert in Cannes um die Goldene Palme und erhält in Locarno eine lobende Erwähnung. Schamonis Erstling besticht auch heute noch durch seine Experimentierfreudigkeit und scharfe Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen. (mbh)