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Am Flügel: Eunice Martins

Die Ufa-Auftragsproduktion Familientag im Hause Prellstein wurde von Lupu Pick, dem künstlerisch und sozial engagierten jüdischen Direktor der Rex-Film, hergestellt. Vorlage ist ein Komödien-Hit von 1905 der Brüder Anton und Donath Herrnfeld, den Besitzern und Stars von Berlins erfolgreichstem jiddischem Jargon-Theater zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bühnenstück und Film machen sich über die nicht nur in jüdischen bürgerlichen Kreisen hochgehaltenen engen Familienbande lustig. Sie zeigen hinter der Fassade eine Gesellschaft, in der keiner dem anderen traut, jeder an sich selbst denkt und auf den eigenen – meist finanziellen – Vorteil bedacht ist. Die Sorge, die ursprüngliche, stark überspitzte Darstellung ihrer jüdischen Figuren durch die Herrnfelds selbst würde antisemitische Vorurteile fördern, führte 1927 – wie bereits 1905 – zu Protesten jüdischer und liberaler Kreise. Steinhoff, der eine uneheliche, halbjüdische Tochter und – nach Aussagen von Leuten, die ihn gut kannten – keinerlei antisemitische Ressentiments hatte, scheint daraufhin – mit einer humorvollen Ausnahme – bewusst auf die Verwendung von „Jargon"-Wörtern verzichtet zu haben. (hc)