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Einführung: Tobias Ebbrecht

Mitten im brasilianischen Urwald, 1.000 Kilometer entfernt von Rio de Janeiro, wird 1932 von deutschen Familien die Siedlung „Roland“ gegründet, die heute „Rolândia“ heißt. Einer der prominentesten Siedler ist 1933/34 der von den Nazis mit Berufsverbot belegte Erich Koch-Weser, der in der Weimarer Republik Justiz- und Innenminister und Vorsitzender der Deutschen Demokratischen Partei gewesen war. Aufgrund der zunehmenden Diskriminierung der Juden in Deutschland lassen sich ab Mitte der 1930er Jahre in Rolândia auch vermehrt wohlhabende jüdische Emigranten nieder. Doch die Wirklichkeit ist bizarrer als Kafkas Erzählungen, denn zusammen mit diesen Verfolgten leben in Rolândia auch zahlreiche deutsche Siedler, die mit dem Nationalsozialismus sympathisieren. Als sich Deutschlands Niederlage im Zweiten Weltkrieg abzeichnet, entsteht in Rolândia sogar eine Fluchtburg für die Naziführung. Zu denen, die sich dort nach dem Krieg zeitweise versteckt hielten, soll auch Josef Mengele gehört haben. Für seinen Dokumentarfilm Flucht in den Dschungel sprach Michael Juncker mit Zeitzeugen und deren Kindern über das Leben in der Emigration und die merkwürdige Nachbarschaft von Verfolgten und Verfolgern in einem kleinen Ort am Ende der Welt. (ps)