Sonntag, 12. März 2023, 18.00 Uhr
Formenspiele
Avantgardistische Ansätze im Industriefilm der Bundesrepublik
Nahe am Avantgardefilm liefert Hugo Niebeling in seinen Industriefilmen ein Feuerwerk von eigenwilligen Kameraperspektiven, rasanten Schnitten, assoziativen Montagen, Überblendungen, bis zur Abstraktion und reinen Lichteffekten verfremdeten Motiven auf einen Teppich aus klassischer Musik, Originaltönen und den spitzigen Trautoniumklängen von Oskar Sala. In Petrol – Carburant – Kraftstoff (1965) erscheint Erdöl als logische Fortsetzung, gar als Krönung der abendländischen Kultur. Von frühen Slapstick-Filmen inspiriert und mit einem Touch Flower-Power präsentiert Niebeling seine Vorliebe für Dixieland, Rhythm and Blues und Beethoven. Allegro (1970) enthält zudem einen Soloauftritt des Balletttänzers Egon Madsen. Die beiden Filme, die ohne Kommentar auskommen, wurden mit den Prädikaten „wertvoll“ bzw. „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.
Experimentell ist auch der Ansatz von Ferdinand Khittl in seinem 1969 für die Bayer AG entstandenen Industriefilm Die Vergangenheit der Zukunft ist jetzt. Ohne Musik und Originaltöne, aber mit einem prägnanten Kommentar appelliert er an die Einsicht und den Verstand der Zuschauenden. Themen sind die Umweltzwänge und die Möglichkeiten eines Unternehmens – der Bayer AG – darauf zu reagieren. Angesprochen werden die Lebenskreise Gesundheit, Ernährung, Kleidung, Wohnung und Kommunikation. (jg)
Mit freundlicher Unterstützung von Karen Niebeling, der Bayer AG Heritage Communications und des Historischen Archivs bp/Aral
Petrol – Carburant – Kraftstoff
R: Werner van Appeldorn, Ted Kornowicz, Hugo Niebeling, Theodor Nischwitz, Fritz Schwennicke, M: Oskar Sala, 15‘
Allegro
R: Hugo Niebeling, K: Franz Hofer, Egon Mann, Hugo Niebeling, 18‘
Die Vergangenheit der Zukunft ist jetzt
A: Bayer AG, R: Ferdinand Khittl, 41‘