Fräulein Schmetterling
Fräulein Schmetterling
DDR 1966/2005, R: Kurt Barthel, B: Christa Wolf, Gerhard Wolf, Kurt Barthel, K: Hans-Jürgen Sasse, D: Melania Jakubisková, Herwart Grosse, Rolf Hoppe, Lissy Tempelhof, 118’ · DVD
SA 12.12. um 21 Uhr
Ein Gegenwartsmärchen über das Lebensgefühl junger Leute und ein Plädoyer für Fantasie und Individualität. Das schwebte dem Schriftsteller-Ehepaar Christa und Gerhard Wolf vor, als sie das Experiment wagten, die Geschichte der 18-jährigen Helene Raupe und ihrer kleinen Schwester Asta mit wechselnden Realitätsebenen und einer slowakischen Pantomimin in der Hauptrolle zu verfilmen. Die beiden Mädchen müssen sich nach dem Tod ihres Vaters gegen eine egoistische Tante und eine strikte Jugendfürsorgerin behaupten. Helene soll in einem Fischladen, einer Modeboutique und als Straßenbahnschaffnerin arbeiten, träumt aber lieber von einer Karriere als Mannequin oder Stewardess.
Stilistisch an Werken der tschechischen „Neuen Welle“ orientiert, kombinierte Regiedebütant Barthel die Realgeschichte der Geschwister mit poetischen Traumsequenzen und teils mit versteckter Kamera gedrehten Dokumentarszenen des Alltagslebens um den Alexanderplatz. Nach heftiger Kritik wegen „grober Verfälschung des Lebens in der DDR“ in der Produktion abgebrochen, konnte der Film nach der Wende wegen fehlender Materialien nur noch als Dokumentation der überlieferten Einstellungen nach dem Originaldrehbuch rekonstruiert werden. (jr)