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Fremde Haut

„Exit“ heißt die Dorfkneipe im schwäbischen Sielmingen, aber der Hauptfigur, die sich dort im Kegeln, in der Normalität, im „Passing“ versucht, ist der Ausstieg nur als Sehnsucht möglich: aus der Männerrolle, aus der Hetero-Rolle, aus der Provinz und aus dem Exil. Angelina Maccarones erster Kinospielfilm führt einen Körper vor Augen, dessen Verfremdung wie eine russische Matrjoschka in immer weitere Verfremdungen führt. Ihre Inszenierung stellt im Erfassen der Provinz, der dialektgefärbten Gespräche, der klaren Blicke und einfachen Gesten die konstruierte Situation dieses Körpers in unmittelbare Greifweite, ohne selbst eine märchenhafte Auflösung der Konstruktion anzubieten: „Aus diesem geschlossenen Universum einer Flüchtlingsexistenz, das der Film in einer politischen Analyse begründet, gibt es keinen Ausweg, auch nicht den in eine andere Identität.“ (Bert Rebhandl, FAZ, 2005). Die „Hand von Fatima“, die Fariba/Siamak als Amulett um den Hals trägt, soll den bösen Blick abwehren, der in diesem Fall ein erkennender wäre. Der Blick des Films allerdings spielt das Spiel der Identität, die es zu verhüllen oder zu erkennen gäbe, gar nicht mit. Er entdeckt vielmehr in der Figurenverschachtelung eine Freiheit des Ausdrucks, die ganz unmittelbar und selbstverständlich ist. (jak)