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Eröffnung der Retrospektive · Einführung am 01.07.: Frederik Lang

Einführung am 06.09.: Michael Omasta

Mit seinem vierten britischen Spielfilm verkehrt Wohlbrück sein Image als eleganter Liebhaber ins Gegenteil und gibt eine der beeindruckendsten Schauspielleistungen seiner Karriere: Als frisch verheirateter Paul Mallen versucht er im viktorianischen Psycho-Horrorstück Gaslight, seine Ehefrau in den Wahnsinn zu treiben. Die Rolle hatte Wohlbrück von Anfang an gefallen, wie er dem Picturegoer and Film Weekly im April 1940 zu Protokoll gab: „Ich war sofort davon eingenommen (…); der Mann ist so unglaublich niederträchtig, nicht einmal Shakespeare hat auch nur halb so schreckliche Figuren erfunden. Ich dachte also, was für eine großartige Gelegenheit für einen Schauspieler und welch ein Unterschied zu den Figuren, die ich bislang gespielt habe.“ Das Kalkül ging auf. Die englischen Kritiker waren begeistert: „Anton Walbrook gibt eine brillante Darstellung voll ungehemmter und herzloser Bösartigkeit“ heißt es in einer Rezension, von „unnachgiebiger Grausamkeit“ ist die Rede und der „Studie eines widerwärtigen Charakters“. Dem Film war dennoch kein großer Erfolg beschieden. Die Premiere fiel mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich zusammen und die Angst vor der militärischen Bedrohung nahm auch in Großbritannien zu. MGM kaufte die Rechte und drehte vier Jahre später das heute ungleich bekanntere, wenn auch zahmere Hollywood-Remake mit Ingrid Bergman und Charles Boyer. (fl)