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Nächtelang schaut sich die über 80-jährige Lous TV-Sendungen über Bahnstrecken an, gefilmt aus dem Führerstand der Züge. So reist sie um die Welt, seit Jahren das Haus nicht mehr verlassend. Auf den ersten Blick eine exzentrische Dame, die sich über die langweiligen Zugstrecken in Südafrika beschwert. Aber Lous leidet unter Agoraphobie. Nachts träumt sie davon, das Haus verlassen zu haben und nicht mehr zurückzufinden. Als Teenagerin wurde Lous über Westerbork nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte das Lager, während ihr Bruder und ihr Vater in Auschwitz ermordet wurden. In scheinbar nebensächlichen Handgriffen wird die Erinnerung an die Shoah und den Krieg lebendig. Manche dieser Erinnerungen kann Lous mit schwarzem Humor abwehren, aber es bleibt das Gefühl, das Lager niemals verlassen zu haben.

Ursprünglich beabsichtigte die Dokumentarfilmerin Oeke Hoogendijk ihre Mutter Lous mit einem Filmteam zu porträtieren, um deren Lebensgeschichte besser zu verstehen. Aber die Mutter wehrte ab. Man einigte sich darauf, eine Webcam im Haus zu installieren. Housewitz veröffentlichte Oeke Hoogendijk erst nach dem Tod ihrer Mutter. „The „witz“ in the title—literally „joke“ in Yiddish or German—mirrors the film’s balance of trauma with dark, Jewish humor. At the same time, it echoes the names of Nazi concentration camps such as Auschwitz, reverberating within the intimate present of the house.“ (Vivian Ostrovsky) (sa)

Housewitz

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