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Jadup, der Bürgermeister einer altmärkischen Kleinstadt, sieht sich durch das Auftauchen eines Antiquitätenhändlers namens Gwissen nach über 30 Jahren mit seinem ungeklärten Anteil am plötzlichen Verschwinden des Flüchtlingsmädchens Boel konfrontiert. Die Auseinandersetzung mit den Versäumnissen der Vergangenheit schärft seinen Blick für die zwischen Parteiritualen und Mangelwirtschaft erstarrte Gegenwart und weckt sein Bedürfnis, die ideologischen Verkrustungen aufzubrechen. Ausgerechnet diese schonungslose Bestandsaufnahme der Diskrepanz zwischen den Idealen der Aufbaugeneration und der deprimierenden DDR-Realität war ein von der Staatssicherheit eingefädeltes Projekt, um den unsicheren Kantonisten Rainer Simon „arbeitsmäßig zu binden“ und seine ideologische Entwicklung zu kontrollieren. Trotz tatkräftiger Mithilfe zahlreicher Inoffizieller Mitarbeiter bei Planung und Produktion wurde Jadup und Boel verboten und durfte erst 1988 in Studiokinos aufgeführt werden. (jr)