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Einführung: Debora Gerstenberger, Jasmin Wrobel

Im Süden Brasiliens, wo sich viele deutsche Auswanderer ansiedeln, kommt es 1873 unter der Führung von Jakobine Mentz (1842-1874) zur sogenannten Mucker-Revolte. Mentz, die Gründerin einer christlichen Sekte, wird von ihren aus dem Hunsrück stammenden Anhängern – den Muckern – als Reinkarnation von Jesus verehrt. Auf die Anfeindungen durch die übrige Bevölkerung und die Behörden reagieren die Mucker schließlich mit fanatischer Gewalt, sie richten ein Massaker an. Wolf Gauer und Jorge Bodanzky inszenieren diese Geschichte im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Stile eines Dokumentarspiels. Als Laiendarsteller wirkten Nachfahren der deutschen Siedler mit, vieles wirkt improvisiert.

Der Regisseur Bodanzky ist ein Grenzgänger zwischen Deutschland und Brasilien. Geboren 1942 als Sohn österreichischer Eltern in São Paulo, studierte er in Brasilien Architektur und Film, bevor er nach dem Militärputsch Mitte der 1960er Jahre an die Hochschule für Gestaltung in Ulm wechselte und dort in der Filmabteilung von Alexander Kluge und Edgar Reitz Zeuge des Entstehens des Neuen Deutschen Films wurde. Als Kameramann war Bodanzky in Ulm an mehreren Studentenfilmen beteiligt, nach seinem Studium arbeitete er auch für das deutsche Fernsehen. „Der Deutsche Wolf Gauer und der Brasilianer Jorge Bodanzky haben das historische Geschehen im Hinterland von Porto Allegre mit den Nachkommen dieser Einwanderer verfilmt. Das Beeindruckende daran ist, daß weitgehend im bis heute tradierten alten hunsrückischen Dialekt gesprochen wird.“ (Süddeutsche Zeitung, 14.1.1981). Der Stoff wurde 2002 unter dem Titel A Paixão de Jacobina neu verfilmt. (ps)