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Kirmes

Machorka-Muff BRD 1963, R/B: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, K: Wendelin Sachtler, D: Erich Kuby, Renate Lang, Rolf Thiede, 17‘ · 35 mm Kirmes BRD 1960, R/B: Wolfgang Staudte, K: Georg Krause, D: Götz George, Hans Mahnke, Juliette Mayniel, 102‘ · 35 mm, OmeU DI 21.02. um 20 Uhr · Einführung: Olaf Möller Zwei Versuche über das Soldatentum und die Erinnerung. Danièle Huillet und Jean-Marie Straub arrangierten Heinrich Bölls knackige Satire über die Verflechtungen von altem Adel, neuem Geld und dem ewigen Militär ohne allzu große Streichungen im Text zu einem gut gelaunten, aufklärerischen Albtraum. Wolfgang Staudte seinerseits gibt sich angriffslustig weil zornig wie selten: Als beim Aufbau eines Karussells die Leiche eines Wehrmachtssoldaten gefunden wird, bricht unter den Honoratioren eines kleinen Dorfs in der Eifel Panik aus – denn sie alle wissen, wer dieser junge Mann war, warum er in den letzten Kriegstagen noch starb, und durch wessen Hand... Kirmes zeichnet ein Bild des kollektiven Versagens im Nazi-Deutschland wie des kollektiven Verdrängens in der Bundesrepublik. Ein Bild, das seinerzeit, unter anderem ob der Darstellung des Dorfpriesters als verängstigter Mitläufer, zum Politikum wurde, denn im klerikal-spirituell geprägten Westdeutschland der 1950er Jahre gehörte der Mythos von den widerständigen Geistlichen zum ideologischen Fundament des jungen Staates. (om)