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Peter Kerns Film beginnt und endet mit Bildern einer Darmspiegelung – ein penetrierender Blick, der das Thema der Verletzlichkeit seiner Protagonisten aufgreift, die diese ansonsten geschickt, singend, jubilierend überspielen. Analog werden später Bilder einer Buchenwald-Besichtigung mit denen einer Augenoperation parallelmontiert. Interessanterweise vermeidet es Kern selbst, in seine Helden hineinzusehen, ihre joviale Performance auf Dahinter- oder Darunterliegendes hin zu untersuchen. Im Schulterschluss mit ihnen lässt er die alten Schwulen aus ihrem Leben erzählen, wie es ihnen gerade passt, oder übereinander lästern und schimpfen.

Im „Le Clou“, einer Kneipe, die bürgerliche Verlässlichkeit und schwule Sehnsüchte stationär vereint, ist diese Performance Alltag. Man wartet gemeinsam auf junge Männer und auf ein kurzes Glück, weiß aber schon, dass es nicht eintreffen oder von Dauer sein wird. Also entwickelt sich Kerns Film zum Spielfilm: Er stellt mit fünf der sechs Frohnaturen den Tod in Venedig nach. Die rheinische Spießigkeit reist dabei mit und selbst der Tadzio, der die Herren ins Labyrinth der Gassen lockt, kommt eigentlich aus Düsseldorf, hat Frau und Kind und will Geld, wie die Jungs aus dem „Le Clou“. Peter Kern ist Teil dieser Welt und verlässt sie selbst dann nicht, wenn er Mahlers Fünfte anspielt. (jak)