Laster der Menschheit
Laster der Menschheit
D 1927, R: Rudolf Meinert, B: Leo Birinski, K: Ludwig Lippert, D: Asta Nielsen, Alfred Abel, Werner Krauß, Elizza La Porta, Trude Hesterberg, 87‘ · 35mm, dt. ZT
DI 27.11. um 20 Uhr · Am Flügel: Eunice Martins
Vorprogramm
Fürst und Volk von Nias D 1927, R: Lola Kreutzberg, 10‘ · 35mm
Kokain, Opium, Morphium, lass davon die Finger. Für die Opernsängerin Tamara kommt diese Einsicht zu spät: Sie ist kokainsüchtig und fest in der Hand ihres Managers, der sie mit Drogen versorgt. Als er auch ihre Tochter in die Abhängigkeit treiben will, greift Tamara zur Waffe.
Die Operndiva wird gespielt von der Dänin Asta Nielsen, dem ersten Weltstar des Kinos. Mit ihrer androgynen Ausstrahlung und dem fesselnden Spiel ihrer Augen und ihres Körpers überzeugte sie in den 1910er Jahren eine ganze Generation davon, dass Film nicht nur Kintopp, sondern Kunst sein konnte. Diesen Kunstanspruch verfolgte sie zwischen 1920 und 1922 auch in den Filmen ihrer eigenen Produktionsfirma, mit der sie Werke von Shakespeare und Strindberg auf die Leinwand brachte. In den folgenden Jahren konzentrierte sich Nielsen vor allem aufs Theaterspielen, weil gute Rollenangebote immer seltener wurden.
Mit der Hauptrolle in Laster der Menschheit verband sich deshalb für den mittlerweile 45-jährigen Star auch die Hoffnung, der eigenen Laufbahn eine neue Wendung zu geben. Die Story wurde von der Presse als Kolportage abgetan, das Spiel von Nielsen an der Seite von Alfred Abel und Werner Krauß dagegen hoch gelobt: „Asta Nielsen, nicht mehr überschlank wie einst, ist die Gleiche geblieben, die große Tragödin mit der ausdrucksvollen Gebärdensprache. Virtuos, wie sie die haltlose, zerbrochene Frau spielt, die immer wieder zum Gift ihre Zuflucht nimmt, das Erwachen, die Erkenntnis des verlorenen Lebens (…), das kann eben nur eine Nielsen menschlich ergreifend darstellen. Und es sei Rudolf Meinert, dem umsichtigen, zielsicheren Regisseur gedankt, daß er Asta Nielsen wieder für den Film gewonnen hat; besitzen wir doch keinen einzigen Kinostar, der sich mit ihr messen kann.“ (Germania, 7.4.1927) (ps)
Wir zeigen die restaurierte Fassung aus der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg.