Direkt zum Seiteninhalt springen
Le rendez-vous des quais Verabredung am Hafen F 1955, R/K: Paul Carpita, B: André Maufray (= André Abrias), Paul Carpita, D: André Maufray (= André Abrias), Albert Mannac, Jeanine Moretti, Annie Valde, 75’ · 35mm, OmU SA 16.06. um 21 Uhr + DO 21.06. um 20 Uhr Marseille gehört zu den bedeutendsten Handels- und Wirtschaftszentren Frankreichs. Zugleich ist der Hafen von Marseille ein wichtiger Kriegshafen, der im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Als 1950 unter den Hafenarbeitern ein Streik gegen den Vietnamkrieg ausbrach – in Marseille war der Umschlagplatz für Waffen und Särge gefallener Soldaten –, beschloss der autodidaktische Filmemacher Paul Carpita diesen mit der Kamera zu begleiten. Entstanden ist kein dokumenatrisches Werk, auch kein Agitprop-Film, sondern ein unaufdringlicher Spielfilm über zwei Brüder, die im Hafen arbeiten: der eine ist Anführer des Streiks, der andere lässt sich zum Streikbrecher verführen. Anders als in den idyllischen Marseille-Imaginationen, die unter anderem durch Marcel Pagnol popularisiert wurden, setzt Carpita das Arbeitermilieu in Szene, richtet seinen Blick auf den Vieux-Port sowie den Industriehafen und durchsetzt die fiktionale Handlung mit hautnahen Dokumentaufnahmen der Streiks. Diese Aufnahmen führten schließlich zum Verbot des Films: Obgleich der Vietnamkrieg mit einer Niederlage Frankreichs beendet war, brach im Premierenjahr des Films mit dem Algerienkrieg ein weiterer kolonialer Krieg aus. Le Rendez-vous des quais verschwand in den Archiven und konnte erst 1988 wieder aufgeführt werden. (sa)