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Listening to Third Grandmother’s Stories

2011 suchte die Choreographin Wen Hui zum ersten Mal ihre Großtante Su Meiling auf, von deren Existenz sie erst kurze Zeit zuvor erfahren hatte. Während des Treffens in einem kleinen Bergdorf entstand Wens Dokumentarfilm-Debüt, das die Lebensgeschichte der damals 84-jährigen Tante vor dem Hintergrund einer fatalen historischen Ereigniskette vermisst. Als Tochter von Großgrundbesitzern war Su Meiling im Nachgang der Landreform unter Mao Denunziationstribunalen und Folter ausgesetzt, einige ihrer Familienangehörigen starben im Verlauf der Kampagne.

Listening to Third Grandmother's Stories besteht vor allem aus einer biographischen Erzählung der alten Frau, die während ihres verbalen Berichts in nur wenigen, nahen Einstellungen von einer frontal auf sie gerichteten DV-Kamera gefilmt wird. Im Resonanzprozess mit der Nichte entwickelt sich so ein dichtes, fesselndes Zeitdokument. Ergänzt wird das minimalistische Zeugenfilm-Set-Up durch meditative Tanz- und Performance-Szenen, die Zeitsprünge in der erzählten Erinnerung markieren und abseits standardisierter Formen der talking heads-Dokumentation einen ganz eigenen Zugriffsmodus auf die Vergegenwärtigung von Geschichte entwickeln.

Im Anschluss an Listening to Third Grandmother's Stories ist der kurze Nachfolge-Film Dancing With Third Grandmother zu sehen, der die letzte Begegnung von Wen Hui mit ihrer Tante dokumentiert, bevor diese wenige Zeit später verstarb. (chl)

Dancing with Third Grandmother