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Lothringen! / Sicilia!

Lothringen! D/F 1994, R/B: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, nach Colette Baudoche von Maurice Barrès, K: Christophe Pollock, D: Emmanuelle Straub, 21’ · 35mm, OmU Sicilia! I/F 1999, R/B: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, nach dem Roman Conversazione in Sicilia (1937/38) von Elio Vittorini, K: William Lubtchansky, T: Jean-Pierre Duret, D: Angela Nugara, Gianni Buscarino, Vittorio Vigneri, Giovanni Interlandi, Simone Nucatola, 66’ · 35mm, OmU FR 27.10. um 18 Uhr · Einführung: Volko Kamensky „Der neue Film von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, vierzehn Einstellungen und zwanzig Minuten lang, gilt nicht nur einer Landschaft, sondern mehr noch einem Fall, einem historischen Exempel. Es sind ‚Geschichtsbilder‘, die der Film zeigt, unterschiedliche Formen der Gegenwärtigkeit der Historie, des Gewesenem im Jetzt. Geschichte wird hier sichtbar, weil im Heute die Spuren des Damals aufgesucht werden. Wut und Trauer sind in diesen Einstellungen geformt. […] Der Film geht diesem Verhältnis auf den Grund, und es nimmt nicht wunder, dass er zwei Perspektiven konfrontiert: die deutsche und die französische, die in der Erinnerung an den Krieg von 1870/71 gar nicht gleich, nicht einmal verträglich sein können. […] In den beiden [ersten] Einstellungen, einer Art Einleitung, sind die Perspektiven definiert: Feier des Sieges, Dokument der Niederlage. In allen folgenden Einstellungen werden Geschichten (storys) erzählt, die die Niederlage und ihre Folgen beschreiben. […]“ (Rainer Rother) „Zunächst einmal hatte ich Angst, ihn mir anzuschauen, weil natürlich Barrès mich schreckte und es in Gedanken vage zusammenbrachte mit all Ihren berechtigten und verständlichen Aversionen gegen Deutschland.“ (Frieda Grafe, Brief an Huillet-Straub) Straub, in Metz geboren, spricht die deutsche Erzählstimme. (mn) Sicilia! ist der erste Film der Vittorini-Trilogie von Straub/Huillet, „unser Western in Schwarz/Weiß, ein bisschen kommerziell...“ (Straub), nach dem Roman Conversazione in Sicilia. „Die Aufnahmen der Orangenpflücker [am Anfang] neben dem Korb unverkaufter Früchte erinnern an Tina Modotti, an Walker Evans, das heißt an die große, soziale Fotografie der zwanziger und dreißiger Jahre. Und nach diesen ersten Bildern steigt der Reisende aus dem Norden oder aus Amerika, der nach Jahren der Abwesenheit seine Mutter aufsucht, in den Zug, und der Film fährt ins Herz Siziliens, das ebenso gut das Herz Deutschlands oder Persiens sein kann, aber auf jeden Fall unser Herz ist.“ (Peter Kammerer) (aw)