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Der Aufruf von Madame X mit den Lockwörtern „Gold“, „Liebe“ und „Abenteuer“ hat bei einer repräsentativen Gruppe gelangweilter und alltagsmüder Frauen durchschlagenden Erfolg. Die deutsche Försterin liest ihn passenderweise in der FAZ, die „Eingeborene von der Insel Tai-Pi“ erhält ihn mit der Flaschenpost. Auf dem Schiff der „absoluten Herrscherin“ halten die Raubzüge, die erotische Choreografie und die Camp-Kostümorgie auf dem Bodensee, der ein chinesisches Meer darstellt, zunächst, was der Aufruf versprach. Doch die bewegten Frauen finden sich in ihrem Ausbruchsbegehren unter einem – diesmal weiblichen und feministisch argumentierenden – Herrschaftsanspruch wieder, der sie zur Analyse bringen wird, dass sich jahrhundertelange Unterdrückung eben in den Körpern abgelagert habe und somit immer mitreise.

Ulrike Ottingers erste von vielen weiteren filmischen Expeditionen zog ihr die Kritik der Frauenbewegung zu, deren Wortführerinnen sich in der Figur der Madame X abgestraft fühlten. Als einer der wenigen wertschätzenden Filmkritiker betonte Karsten Witte dagegen die filmische Schönheit des selbstironischen Fernwehspektakels, „die den Zuschauerblick nicht absolut beherrschen will“ (Die Zeit, 1978) und somit selbst einen queeren Gegenentwurf zur im Film gezeigten Entwicklung darstellt. (jak)