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Mädchen, Mädchen

BRD 1967, R/P: Roger Fritz, B: Roger Fritz, Eckhart Schmidt, K: Klaus König, D: Helga Anders, Hellmut Lange, Jürgen Jung, Klaus Löwitsch, Christian Doermer, 102’ · 35 mm Vorprogramm: Verstummte Stimmen BRD 1962, R. Roger Fritz, 13‘ · 35 mm Roger Fritz gehört zu den fast vergessenen Außenseitern im deutschen Kino der späten 1960er Jahre. Geboren 1936, macht er sich Ende der 1950er Jahre einen Namen als Fotograf, arbeitet für Vogue, Quick und Stern und zählt zu den Gründern der Zeitschrift twen. Sein eigentlicher Wunsch ist es aber, Filme zu machen: Er assistiert bei Visconti und erhält einen Bundesfilmpreis für seinen ersten Kurzfilm Verstummte Stimmen (1962), eine höchst bemerkenswerte künstlerische Auseinandersetzung mit der Teilung Berlins durch die Mauer. Seine weitere Filmografie wirkt brüchig: Zwischen 1966 und 1971 dreht Fritz einige lange Kinofilme, teilweise in Personalunion als Produzent, Regisseur und Autor; in den 1970er Jahren inszeniert er fürs Fernsehen, ist aber vor allem als Darsteller tätig. 1981 entsteht sein letzter Kinofilm. Sein Debüt Mädchen, Mädchen kommt Anfang 1967 heraus. Am Drehbuch hatten neben Fritz der Filmkritiker Eckhart Schmidt und Maran Gosov mitgewirkt: Die Dreiecksgeschichte dreht sich um einen reichen Fabrikanten und seinen Sohn, die beide ein junges Mädchen aus einer Fürsorgeanstalt begehren. Es geht um Freiheit, Gefängnisse und Rebellion, vor der Kulisse eines Zementwerkes. In der weiblichen Hauptrolle agiert hier – wie in Fritz’ anderen Filmen – seine Frau Helga Anders, deren Spiel vom Aufbegehren der Jungen, von Sex-Appeal und Melancholie bestimmt ist. In der Zeitschrift Gdinetmaõ bemerkt dazu Rainer Knepperges 1999: „Die sehr verschiedenen Frauenfiguren, die Helga Anders bei Roger Fritz dargestellt hat, sind alle, was sonst im Kino fast nur Männer sind: einsam. Nicht von jemandem verlassen, nicht trauernd, nicht suchend, sondern einsam. Das ist so selten und so schön, daß dies allein schon Grund genug wäre, die Filme von Roger Fritz zu lieben.“ (ps) FR 04.07. um 21 Uhr · Einführung: Thomas Groh, Philipp Stiasny