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Milford Graves Full Mantis

Milford Graves Full Mantis US 2018, R/T/P: Jake Meginsky, K: Neil Young, S: Jake Meginsky, Neil Young, M: Milford Graves, 91’ · DCP, OF, Deutschlandpremiere SA 06.10. um 21 Uhr · Zu Gast: Jake Meginsky · Moderation: Stephan Hoffstadt
Für den Wegbereiter des Free Jazz Milford Graves, der die Perkussion aus ihrer Rolle als bloße Taktgeberin zu befreien half, ist Musik weit mehr als ein Hörerlebnis. Sie berührt Physik, Chemie, Biologie, ja sogar Kosmologie. Jake Meginskys musikalisches Künstlerporträt führt durch das vielschichtige Universum seines langjährigen Mentors. Schauplätze sind Graves' „Weltgarten“ mit Pflanzen aus aller Welt; sein mit afrikanischen Masken, ägyptischen Statuen und anatomischen Modellen vollgestopftes Haus; sein Kampfkunststudio und schließlich sein Kellerlabor, wo er den menschlichen Herzschlag und dessen komplexe Beziehung zu Rhythmen erforscht – einen Steinwurf entfernt von den tristen Wohnblöcken seiner Kindheit im New Yorker Stadtteil Queens. Meginskys Film ist Jazz in Bildern: Alles wird Rhythmus – Spinnennetze und Gräser im Wind, U-Bahnen auf ihren stählernen Stelzen, tieffliegende Flugzeuge, nicht zuletzt die hypnotische Sprechmelodie von Graves selbst. In den mitunter verblüffenden Bildfindungen, den präzisen Einblicken in Graves Kreativwerkstatt, den fließenden Wechseln zwischen Zeitebenen und den teils unveröffentlichten Konzertaufnahmen verschmelzen die Kunst und Graves‘ Künstlerleben wie Rhythmus und Melodie in einer Komposition. Der Film dringt zu den Wurzeln einer Kunstform vor, die aus dem Zusammenprall afrikanischer Tradition und afroamerikanischer Erfahrung entstand. (sth)