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Mord im Märkischen Viertel

Mord im Märkischen Viertel DDR 1975, R: Helmut Krätzig, B: Günter Prodöhl, Helmut Krätzig, K: Peter Süring, M: Helmut Nier, D: Wolfgang Hosfeld, Henry Hübchen, Peter Reusse, Friederike Aust, Dieter Franke, Norbert Christian, Otto Mellies, Volkmar Kleinert, 81’ · Digital SD SA 15.06. um 21 Uhr · Einführung: Jan Gympel Auf die westliche Entspannungspolitik reagierte die SED mit verstärkter Abgrenzung gegenüber dem Westen: Statt der Wiedervereinigung wurde nun die „eigenständige Nation DDR“ propagiert und so getan, als wäre die BRD beliebiges Ausland. Dementsprechend tauchte sie in der fiktionalen Film- und Fernsehproduktion der DDR nur noch selten auf. Eine völlig in Vergessenheit geratene Ausnahme ist dieser Teil der TV-Reihe Kriminalfälle ohne Beispiel, der in West-Berlins nördlicher Trabantenstadt spielt: Als dort das einzige Jugendzentrum aus kommerziellen Gründen geschlossen werden soll, kommt es zu Protesten. In einer Kurzschlusshandlung erschießt ein junger Spitzel des Verfassungsschutzes, zugleich Sohn eines Stadtrats, einen Jugendlichen aus einer benachbarten Obdachlosensiedlung. Polizei und Justiz wollen den Fall lautlos erledigen und machen den Bruder des Getöteten, der Aufklärung verlangt, selbst zum Täter, wozu ein Sozialarbeiter und ein Fernsehjournalist beitragen. Vorgeblich orientiert an wahren Begebenheiten, zeigt der Schwarzweißfilm West-Berlin als Ort des Elends und krasser sozialer Unterschiede, in dem die herrschenden Kreise unter einer Decke stecken und man angesichts schießfreudiger Ordnungshüter seines Lebens nicht sicher ist. Was das Treiben von Spitzeln und einer gelenkten Justiz angeht, vertrauten die Filmemacher ein weiteres Mal darauf, dass die Zuschauer in der DDR keine Parallelen zu den Verhältnissen zogen, unter denen sie lebten. (gym)