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Drei Tage nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler findet am 2. Februar 1933 in seiner Gegenwart die feierliche Premiere von Morgenrot statt, des großen Films der Ufa über den U-Bootkrieg. Gegenübergestellt wird das Leben an Bord eines U-Bootes, das englische Schiffe jagt, und das der Zivilisten in einer deutschen Kleinstadt, in der sich die Mütter und Ehefrauen sorgen und den schon Jahre andauernden Krieg satt haben. Unbedingte Pflichterfüllung, Todessehnsucht und Treue zu ihrem Anführer treiben die Männer an. Zwar finden sich in Morgenrot einige kriegskritische Äußerungen, doch das ändert nichts daran, dass hier der Krieg als schicksalsmächtige Kraft beschworen wird und das Hohelied einer Kameradschaft erklingt, die über den Tod hinausdauern soll. Für Klaus Kreimeier signalisiert der technisch überragende Film „mit seiner dumpf brütenden, gewalttätigen Todesmystik auch ein Leitmotiv und einen Grundzug der nationalsozialistischen Psychologie“, so dass die Premiere des Films mit dem politischen Sieg seiner Ideologie zusammengefallen sei. Während die rechte Presse jubelte, schrieb die kommunistische Welt am Abend: „Morgenrot ist ein Kriegshetzfilm. Die Heroisierung des Massenmordes beginnt mit dem ersten Bild und endet mit dem letzten. Bald erfolgt sie hurrapatriotisch, bald wird gegen den Hurrapatriotismus gewettert, bald ist man romantisch, bald gibt man sich mystisch. Die Gewänder wechseln. Der Inhalt bleibt.“ (3.2.1933) (ps)