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Einführung am 07.08.: Gerrit Bogdahn

Für ihren vierten und letzten Anton-Walbrook-Film verlegen Michael Powell und Emeric Pressburger Johann Strauß’ Operette Die Fledermaus ins Wien der Nachkriegszeit. Wohlbrück, der so überdreht und selbstironisch spielt wie seit Die vertauschte Braut nicht mehr, ist Dr. Falke, der als Schwarzmarkthändler die Besatzungsoffiziere mit allerlei Luxusgütern versorgt. Eines Tages landet er nach durchzechter Nacht im Fledermauskostüm auf der sowjetischen Siegesstatue – diplomatische Verwicklungen sind ebenso vorprogrammiert wie die Rache der Fledermaus an denjenigen, die den Streich ersonnen hatten. Was heute wie ein knallbunter, ideenreicher Spaß erscheint, war damals ein riesiger Flop. Die zeitgenössischen Kritiken sind größtenteils vernichtend: „Eine leichte und amüsante Idee (…) wird durch elefantische Umsetzung zertreten“ ist im Januar 1956 im Monthly Film Bulletin zu lesen, „die Darbietung der Songs müde und schwer, die Ausstattung eine Art teutonisches Sammelalbum aus der Zeitschrift House-and-Garden.“ Dass die Reize des Films, der einzige übrigens, den Powell und Pressburger in Cinemascope drehten, im Nebeneinander von professionellen Sängerinnen und den vor sich hin dilettierenden Hauptdarstellern sowie in der Künstlichkeit des Dekors liegen, wurde erst später erkannt – ebenso der queere Unterton des Films.

Mit Rauschende Melodien stellte auch die DEFA 1955 eine Fledermaus-Verfilmung vor, die wir am 7. August um 18.30 Uhr zeigen. (fl)