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Während im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 1970 Věra Chytilovás dritter Langfilm Ovoce stromů rajských jíme seine Uraufführung erlebt, wird in der Tschechoslowakei entschieden, dass der Film dort nicht in die Kinos kommen wird. Zu subversiv und wild ist den politischen Entscheidungsträgern diese farbenprächtige, opernhafte Detektivgeschichte.

Unter einem Apfelbaum sitzen Joseph und Eva. Sie weiß, dass er sie betrügt. In die festgefahrene Situation kommt Bewegung, als ein Fremder in den Garten, in dem die beiden verweilen, eindringt. Eva möchte sich ihm hingeben, doch sie erfährt, dass er ein Frauenmörder ist. Was tun? Aufs Neue lotet Chytilová in Ovoce stromů rajských jíme die Grenzen der Abstraktion aus und schafft so einen Höhepunkt ihrer experimentellen Formensuche. Ein Film über Geschlechterverhältnisse, Unterdrückung und die Frage, ob man nicht lieber unwissend glücklich sein möchte. Denn der rote Apfel der Erkenntnis bringt viel Leid mit sich. In allegorischer Form spielt der Film zudem auf die Besetzung der Tschechoslowakei nach der Niederschlagung des Prager Frühlings an. (mbh)