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„Ich dachte, ich kannte sie“, murmelt Věra Chytilová anfangs mit dem Rücken zur Kamera. Gemeint ist Ester Krumbachová (1923-1996), als Kostümdesignerin, Drehbuchautorin, Dramaturgin und Regisseurin eine Schlüsselperson der Tschechoslowakischen Neuen Welle. Allerdings ist ihr Name kaum bekannt. Das mag an der geringen Prominenz vieler Filmschaffender jenseits der Sparte Regie im Allgemeinen und der von Frauen im Spezifischen liegen. Ein Grund ist aber auch die politische Repression, der Krumbachová in der Zeit der Normalisierung ausgesetzt war.

Chytilová trifft Weggefährt*innen und Freund*innen – und es scheint beinahe so, als seien die Filme des Prager Frühlings in einer Art Familienverbund entstanden. Doch als sich Chytilová nach langem Schwelgen in schönen Erinnerungen Krumbachovás einziger Regiearbeit, Vražda ing. Čerta (1970), nähert, kippt der Tonfall. Krumbachovás Ehemann Jan Němec und Chytilová selbst sind sich einig: Ihre Regiearbeit ist grober Unfug. Der Film beginnt, das Bild von Krumbachová zu demontieren. (mbh)