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Zu Gast: Michael Stock

Mit gerade einmal 25 Jahren drehte Michael Stock, ermuntert von Rosa von Praunheim und unterstützt von Freunden einer Bauwagensiedlung in Kreuzberg, seinen ersten und bislang einzigen Spielfilm. Eine sehr spezifische Heimatlosigkeit durchzieht das von einem im Film erzählten Märchen gespiegelte und von Gryphius-Zitaten kommentierte Geschehen um einen schwulen Punk (gespielt von Stock selbst), der schließlich verunreinigten Drogen zum Opfer fällt.

Angesiedelt in Berliner Nachwendegeländen, die mittlerweile längst Opfer der folgenden Stadtentwicklung geworden sind, zeigt der Film lose Beziehungen von Menschen ohne Familienanschluss und Unterstützung, unsichtbar auch für die sich in Gegenrichtung bewegenden sozialen Protestbewegungen (die antirassistischen Demonstrationen der frühen 1990er Jahre), in einem mythischen „Hölleland“, aus dem nur im Märchen dem Prinzen und seinem Müllersburschen der Rückweg möglich ist. Stocks Film ist kein Sozialdrama, sondern die spielerisch und komplex verschränkte Selbstreflexion einer melancholischen Szene, deren Verwundbarkeit so unmittelbar zum Selbstverständnis gehört, dass das Überleben des Körpers keinen Wert an sich mehr hat. Prinz in Hölleland, das „Kreuzberger Junkie-Märchen“, war „wütendes Kino für wenig Geld“ (Michael Sollorz, Wochenpost), das den Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival erhielt. (jak)