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Raghu Rai – An Unframed Portrait

Raghu Rai – An Unframed Portrait IN/FI/NO 2017, R/K: Avani Rai, T: Sushmit Bob Nath, Olli Pärnänen, S: Menno Boerema, Archana Phadke, P: Iikka Vehkalahti, M: Naren Chandavarkar, Benedict Taylor, 55’ · DCP, OmeU, Berlinpremiere SA 13.10. um 17.30 Uhr Wie erfasst man mit der Kamera die Essenz eines Augenblicks? Der Magnum-Fotograf Raghu Rai, als junger Mann von Henri Cartier-Bresson gefördert, scheint die Formel zu kennen. Seit Jahrzehnten schafft er Bilder, die sich weit über seine indische Heimat hinaus in das kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Bilder vor allem, die klar machen, dass Krisen wie die Bhopal Katastrophe 1984 oder der schreckliche Dauerkonflikt in Kaschmir keine vorübergehenden Nachrichten sind, sondern Ereignisse, die das Leben der Betroffenen auf Dauer dramatisch beeinträchtigen. Bei der Arbeit wirkt Rai jedoch distanziert, allein interessiert am richtigen Aufnahmewinkel, egal, ob er ein Krisenopfer, die von ihm bewunderte Mutter Teresa oder einen Möwenschwarm fotografiert. Was wie ein kühles Abmessen wirkt, ist eine fast schon unheimliche Aufmerksamkeit, mit der er sowohl nach außen auf die Welt, als auch nach innen blickt. Dieser verdanken seine Bilder ihre anhaltende Integrität. Die junge Filmemacherin Avani Rai hat dieses Phänomen in einem persönlichen Porträt ihres Vaters eingefangen, welches sie mit ästhetischem Gespür und liebevoller Ironie aus Filmaufnahmen, Fotomaterial, Gesprächen sowie mittels eines beeindruckenden Sounddesigns geschaffen hat. „Du musst die Linse dahin richten, wo die meisten Vögel sind!“ Raghu Rais Augen ruhen nie, regelmäßig belehrt er seine Tochter auch noch während der Dreharbeiten. Avani Rai drückt den Auslöser; nur ein einziger Vogel ist auf ihrem Bild zu sehen. Zur Essenz des Augenblicks gelangen Vater und Tochter auf ihren je eigenen Wegen. (abe)